Eine Woche ist es her, dass der Germanwings-Flug 4U9525 in den französischen Alpen zerschellte, seit einer Woche bergen Rettungskräfte Schrott und Leichenteile, seit einer Woche versuchen Ermittler Licht ins Dunkel zu bringen – und seit einer Woche läuft in den sozialen Netzwerken eine neue Diskussion über Moral. Der richtige Umgang mit Opfern, der richtige Umgang mit Tätern – und das alles auf dem Rücken des wohl unbeliebtesten Berufsstands: dem Journalismus.
Nun sieben Tage nach der Katastrophe hat die Moral-Diskussion die ersten Trittbrettfahrer gefunden. Angefangen hatte eine Araltankstelle in Bendorf. Auf ihrer Facebookseite teilte sie mit, fortan keine BILD-Zeitung mehr zu verkaufen. Sie unterstütze diese „Hetzkampagne“ nun nicht mehr.
Inzwischen haben die Post Rutesheim und eine Tankstelle aus Papenburg zogen nach.
Merkwürdig: Hier wird keine Moral-Diskussion geführt. Die Debatte wird nicht auf die Metaebene gehoben, es wird nicht gefragt: Was erlauben sich diese Unternehmen? Wieso versuchen sie, auf den Andenken der Opfer Werbung zu machen? Diese Fragen werden nicht gestellt. Unter den Facebook-Kommentaren findet sich lediglich Jubel. Werbung geglückt!
Natürlich steht es jedem Unternehmen frei, die BILD-Zeitung zu verkaufen oder es eben bleiben zu lassen. Doch die öffentlichkeitswirksame Mitteilung, ist in dieser Zeit der Medien- und vor allem BILD-Schelte nichts anderes als billige Werbung. Und das auf dem Rücken der Opfer. Das ist Doppelmoral!